Liebe Leserinnen und Leser,
im Februar vor zwei Jahren ist Rudi Assauer gestorben. Wie ich darauf komme? Weil der einstige Fußballfunktionär des FC Schalke 04 einmal einen saloppen Satz gesagt hat, der hervorragend in diese Woche passt. Ich zitiere: “Wenn der Schnee schmilzt, sieht man, wo die Kacke liegt.” Oder anders, etwas eleganter ausgedrückt: Alles, was einst versucht wurde zu verschleiern, oder auch alles, was schiefgelaufen ist, kommt beizeiten zum Vorschein.
Eine Wundertüte bleibt auch das Coronavirus. Wann öffnet wer, wie entwickeln sich die Infektionszahlen, und ist der britische Mutant tatsächlich schon in Kiel?
Letzteres wird derzeit in einem Berliner Labor getestet, wie Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer Ende vergangener Woche mitteilte.
Der Verdachtsfall hatte Kontakt nach Großbritannien und auch zu einem Infizierten. So wirklich überraschend kommt diese Nachricht aber nicht angesichts der Tatsache, dass sich die Mutante in ganz Deutschland ausbreitet und laut Jens Spahn offenbar jede fünfte Neuinfektion mit dem Coronavirus bereits auf diese Mutation zurückzuführen ist.
Doch, und damit sind wir wieder bei Rudi Assauer, was kommt zum Vorschein, wenn der Schnee geschmolzen, sprich die Pandemie vorbei ist: Mein Kollege Steffen Müller hat sich mal angeschaut, wie sich die
Mobilität in Kiel während der Pandemie verändert hat - ob sich daraus auch ein Trend für die Zeit danach ablesen lässt? Unsere Reporterin Karen Schwenke hat mit den Verantwortlichen des Jobcenters gesprochen und erfahren, dass
die Zahl der Arbeitslosengeld-I-Empfänger um fast 40 Prozent gestiegen ist - ob sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten fortsetzt? Und zuletzt: Wie werden die Einzelhändler, überhaupt all die Gewerbetreibenden und Soloselbstständigen auf diese Pandemie zurückschauen? Hoffentlich nicht so, wie es neulich ein Schuhverkäufer mit Blick auf die bald geöffneten Friseursalons in einem Fernsehbeitrag zynisch formulierte: “Das hat den Vorteil, dass wir zumindest gut frisiert zum Insolvenzverwalter gehen können.”