Liebe Leserinnen und Leser!
Was darf man heute eigentlich noch sagen - und wer entscheidet das? Diese Frage beschäftigt unsere Gesellschaft nicht erst seit dieser Woche. Angefangen beim eigenartigen Gendersternchen (zum Beispiel Kieler*in, Feminist*in, Kämpfer*in), das auch die Kieler Verwaltung vor einigen Monaten in ihre ohnehin schon oft technische Sprache integriert hat, steht unsere Sprache auch in historischen und politischen Zusammenhängen auf dem Prüfstand. Manche würden sagen: unter Generalverdacht.
So wundert es nicht, dass auch die Kieler über Begrifflichkeiten streiten. Da wäre zum einen ein Likör namens “Hafennutte”, der seit vielen Jahren an Bord der Kieler Fähren angeboten wird. Als Vater einer kleinen Tochter habe auch ich mich beim Aufschrei der Internetgemeinde über diesen Schnaps gefragt, ob beziehungsweise wie ich die Frage “Papa, was ist eine Hafennutte?” beantworten würde. Mein Fazit: muss wirklich nicht sein. Das Erregungspotenzial der User, die dem städtischen Unternehmen sogleich Sexismus vorwarfen, ist allerdings ein schöner Beleg dafür, wie hochsensibel Unternehmen, Kommunen, aber auch wir alle inzwischen mit Sprache umgehen müssen.
Zum anderen hat in dieser Woche der
Kieler Gastronom Andrew Onuegbu einem Millionen-Publikum erzählt, warum er sein Restaurant “Zum Mohrenkopf” nicht umbenennen will, obwohl viele Deutsche (darunter auch viele Nicht-Schwarze) das Wort “Mohrenkopf” rassistisch finden. Er war zu
Gast bei der ARD-Talkshow “Hart aber fair” und belebte mit seinem Satz “Ich bin ein Mohr und stolz darauf” eine hitzige Debatte. Warum für ihn “Mohrenkopf” ein Kompliment ist und wieso er wahren Rassismus in seinem Restaurant ausgerechnet von einem schwarzen Gast erfahren hat,
erzählte er schon vor einigen Wochen meinem Kollegen Steffen Müller. Warum er der
Kieler AfD mehrmals sein Lokal für Treffen zur Verfügung stellte,
erklärte er ihm in dieser Woche.
Ein anderes Thema, das Kiel in den vergangenen Tagen bewegt hat, war im wahrsten Sinne des Wortes explosiv:
Im Stadtteil Dietrichsdorf wurde eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, die nicht mehr entschärft werden konnte, sondern gesprengt werden musste. Binnen weniger Stunden wurden zahlreiche Häuser evakuiert, Straßen gesperrt und gigantische Wassersäcke auf die Bombe gelegt. Den Live-Blog von meinen Kollegen Frank Behling und Johanna Lehn lesen Sie
hier, das Video von der Sprengung sehen Sie
hier und die Bestandsaufnahme am Tag danach
hier.
Und nun wünsche Ihnen noch viel Spaß mit meinen weiteren Leseempfehlungen. Bleiben Sie gesund!
Ihr
Dennis Betzholz
Stellvertretender Lokalchef Kiel