Liebe Leserinnen und Leser,
153.273 Menschen haben zur Bundestagswahl 2017 ihr Votum im
Wahlkreis Kiel/Altenholz/Kronshagen abgegeben - und am Ende wurde die Entscheidung mit einem Vorsprung von lediglich 431 Stimmen herbeigeführt. Knapper geht es kaum. Erst spät war an jenem Sonntagabend im September klar,
dass Mathias Stein (SPD) erstmals ein Direktmandat errungen hat. CDU-Konkurrent Thomas Stritzl verpasste damit hauchdünn den erneuten Einzug in den Bundestag, den er vier Jahre zuvor noch über die Landesliste geschafft hatte. Ob es am Sonntag in Kiel wieder so spannend wird?
Aus dem Zweikampf ist jedenfalls mittlerweile ein Dreikampf geworden. Auch die grüne Kandidatin Luise Amtsberg, die vor vier Jahren noch mit 14,3 Prozent abgeschlagen hinter Stein und Stritzl lag, macht sich Hoffnung, das begehrte Direktmandat erringen zu können. Der Erfolg ihrer Partei an der Förde,
die bei der Europawahl 2019 überraschend 37 Prozent erreichte, zeigt, dass der grüne Zuspruch in der Landeshauptstadt gewachsen ist. Mein Kollege Michael Kluth hat alle drei im Wahlkampf begleitet und zumeist eine äußerst positive Stimmung erlebt. Gelingt
Amtsberg die Überraschung? Setzt
Mathias Stein mit dem bundesweiten Rückenwind die SPD-Siegesserie an der Förde fort? Oder profitiert am Ende CDU-Mann
Thomas Strizl davon, dass sich grüne und rote Anhänger gegenseitig die Stimmen wegnehmen?
Sonntagabend wissen wir mehr - und ich bin ehrlicherweise froh, wenn nach den Triell-Debatten, dem Wahlkampfgetöse und den Twitterkontroversen der vergangenen Wochen endlich die Mehrheitsverhältnisse feststehen, mit denen in den nächsten Jahren Bundespolitik gemacht werden kann. In der Redaktion richten wir uns auf einen spannenden Abend ein. Auf KN-online
berichten wir schon tagsüber über den Verlauf der Bundestagswahl in Schleswig-Holstein. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Wahlkreis Kiel
erhalten Sie hier.
Auch die Kieler Ratsversammlung war zuletzt nicht frei von Wahlkampfrhetorik. Dabei sind die Themen, die hier unter den Nägeln brennen, wichtig genug, um möglichst sachlich besprochen zu werden. Der kommunalpolitische Dauerbrenner der nächsten Jahre bleibt die Verkehrswende. Und da geht es nicht nur um die großen Pläne für die Stadtbahn und die Neugestaltung der Kieler Innenstadt. Wie groß die Sorgen auch in den Stadtteilen sind, hat unsere Berichterstattung in den vergangenen Tagen gezeigt.
Anwohner in der Projensdorfer Straße beschweren sich über Laster und Raser vor der Haustür. In der Werftstraße geht es darum, wie Radfahrer und Fußgänger besser geschützt werden können. Noch immer gibt es den Verdacht, dass der jüngste schwere Unfall durch
ein illegales Autorennen herbeigeführt wurde. Und der
Staualltag in der Landeshauptstadt trifft täglich Tausende Menschen.
Da müssen Lösungen vor Ort gefunden werden - unabhängig davon, wer am Sonntagabend die Nase vorn hat.