Liebe Leserinnen und Leser,
es ist zweifellos eine außergewöhnliche Stimmungslage, in der sich die Stadt auf die
Kieler Woche 2020 vorbereitet - eine Mischung aus Vorfreude, Stress durch den hohen und sehr kurzfristigen Organisationsaufwand sowie der Angst, dass die Corona-Vorschriften das Fest doch nachhaltig überschatten werden. Auch in unserer Lokalredaktion sind die Meinungen gespalten, ob das Konzept mit
beschränkten Besuchszahlen, sichtgeschützten Konzerten und strenger Maskenpflicht aufgehen wird. Wie groß ist die Lust, sich das Musikangebot in Internet oder Kino per Stream anzuschauen? Sicher ist: Wir wünschen uns allen, dass es eine schöne Woche wird und werden genau hinschauen, ob sie funktioniert. Dass in Corona-Zeiten spezielle Lösungen durchaus erfolgreich sein können, hat die
Konfirmation im Holstein-Stadion bewiesen, über die unsere Reporterin Karina Dreyer am Wochenende berichtet hat. Vielleicht gilt das auch für die Kieler Woche 2020.
Viel Aufmerksamkeit hat am vergangenen Wochenende der
Text meines Kollegen Steffen Müller über das Restaurant “Mohrenkopf” erregt, dessen Chef unbedingt an dem umstrittenen Namen festhalten will. Andrew Onuegbu, der nach eigenen Worten “stolz ist, ein Mohr zu sein”, bekommt für seine Haltung in der Rassismus-Debatte viel Zustimmung, muss aber auch heftige Kritik einstecken. Das ist bei so einem Thema völlig in Ordnung, wenn die Diskussion respektvoll geführt wird. Etwas ärgerlich ist es, wenn uns als Redaktion einseitige Berichterstattung vorgeworfen wird. Wir haben in jüngster Zeit auch gänzlich andere Stimmen zu Wort kommen lassen - beispielsweise die Sichtweise unserer
Landtagsvizepräsidentin Aminata Touré oder der Kielerin
Patricia Nnadi, die anders argumentieren als Onuegbu. Nicht nur im Netz ist die Bereitschaft, andere Meinungen auszuhalten, derzeit nicht besonders ausgeprägt.
Emotional geführt wird in Kiel auch die Debatte über die richtige Verkehrspolitik.
Die Pläne der Stadt, eines Tages einen Teil der
Kiellinie für den Pkw-Verkehr zu sperren,
erhitzen die Gemüter. Nächste Woche soll am Donnerstag der Stand der Dinge für die Öffentlichkeit präsentiert werden. Klar ist: Der Ausbau Kiels zur Fahrradstadt stößt nicht nur auf Gegenliebe. Verwaltung und Kooperation werden noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.
Aber jetzt gilt unser Fokus zunächst vor allem der Kieler Woche 2020. Auf dem Rathausplatz, der ohne Internationalen Markt auskommen muss, sind die Absperrwände bereits errichtet, wie ein Blick aus dem Fenster verrät. Die Sonne scheint, das Musikprogramm steht - und die
Segler in Schilksee sind ebenfalls startklar. Es kann also losgehen.
Ich wünsche Ihnen eine abwechslungsreiche und gesunde Kieler Woche!
Ihr Kristian Blasel
Leiter der Kieler Lokalredaktion