Liebe Leserinnen und Leser,
die erste Erkenntnis der Woche: Bernd Buchholz, unter anderem Minister für Wirtschaft und Tourismus in Schleswig-Holstein, schaut sonntagabends am liebsten den
Tatort. Die zweite Erkenntnis: Der FDP-Politiker
hält den Kieler Tatort für “geschäftsschädigend”, wie er meinem Kollegen Christian Hiersemenzel erzählt hat. Der Schleswig-Holsteiner, so seine Beobachtung, werde “oft mit grüner Schiebermütze und geringer Sprechfähigkeit ausgerüstet” und touristische Orte, die im Borowski-Krimi gezeigt würden, seien “in der Regel seit 1962 nicht mehr renoviert”. Er wünsche sich, dass der Tatort vielmehr “das Bild eines modernen, innovativen, dynamischen Bundeslandes” zeichne.
Lieber Herr Buchholz, falls Sie das lesen: Leider wurde unser Wunsch nach einer Replik auf Ihr kritisches Interview vom NDR höflich abgelehnt. Aber es gibt ja noch uns, die Kieler Nachrichten: Wir haben uns in dieser Woche den innovativen und dynamischen Teil des Landes angesehen. Im Labor Krause zum Beispiel sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der neuen
Corona-Variante Omikron auf der Spur. Viele positive PCR-Tests aus ganz Schleswig-Holstein werden in Kiel mit Hilfe von ausgeklügelter Hightech untersucht, 1500 Tests täglich. Sie kommen von Gesundheitsämtern, Testzentren und Schulen. Mein Kollege Jonas Bickel durfte den Laboranten über die Schulter schauen -
eine sehr lesenswerte Reportage über die Kunst der Sequenzierung, die so wichtig ist in diesen Tagen.
Wie dynamisch Schleswig-Holstein, aber vor allem Kiel auf den Straßen und Radwegen wird, entscheidet auch die Mobilitätswende. Ob Bernd Buchholz, als Minister auch für den Verkehr in Schleswig-Holstein zuständig, vor dem Tatort am vergangenen Sonntag das Streitgespräch zwischen Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) und dem CDU-Kreisvorsitzenden Tobias von der Heide auf KN-online gelesen hat, ist mir nicht bekannt. Interessant war es allemal:
Die Fronten bei Parkraum, ÖPNV, Südspange und Radwegen sind spätestens jetzt deutlich geworden, die Argumente für und wider liegen auf dem Tisch - zwei Politiker, zwei Meinungen. Dass auch die kleinen Schritte auf dem Weg zur großen Wende zählen, zeigen die drei fertiggestellten Radverkehrsprojekte in der Innenstadt, die mein Kollege Niklas Wieczorek
in seinem Bericht vorstellte. Das Foto dazu dürfte auch Bernd Buchholz gefallen: drei Männer, agil auf dem Fahrrad mit Helm, und nicht mit Schiebermütze auf dem Acker.