Liebe Leserinnen und Leser,
den Dienstagabend habe ich in einer Parallelwelt verbracht. Es war gespenstisch. Im Innenausschuss der Kieler Ratsversammlung ging es zwei Stunden lang um den mangelhaften Bürgerservice im Kieler Rathaus. Aber die Begriffe Bürger und Service kamen in der Debatte kaum vor. Der Begriff Dienstleistung gar nicht. Statt dessen debattierte die Kommunalpolitik fast ausschließlich aus der Perspektive der Verwaltung und fast gar nicht aus der Perspektive der Bürgerinnen und Bürger. Von deren Anspruch auf verlässliche Dienstleistung ihrer Verwaltung war so gut wie keine Rede, statt dessen um so mehr von der angeblich hohen Belastung der Mitarbeitenden in der größten Stadtverwaltung der Kieler Nachkriegsgeschichte. An der politischen Debatte beteiligten sich fast ausschließlich Ratsleute und Ausschussmitglieder, die selbst hauptberuflich im öffentlichen Dienst tätig sind. Sie bestätigten den Kolleginnen und Kollegen aus der Kommunalverwaltung, dass sie praktisch alles richtig machen. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Es war gespenstisch.
Der Innenausschuss hat in der Sitzung übrigens dem Stadtamt-Programm 2022 des Kieler Stadtrats Christian Zierau mit Mehrheit zugestimmt. Mit dem Programm soll alles besser werden im Bürgerservice. Das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Seit seinem Amtsantritt im Februar 2019 hat Zierau schon allzu oft Besserung im Bürgerservice gelobt - und bislang nicht genug geliefert. Jedenfalls nicht aus der Perspektive der Bürgerinnen und Bürger.